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Geschrieben von Haui am 14.08.2014 um 20:41:

  Netz der Lügner

Ganz interessanter Artikel: http://www.sueddeutsche.de/digital/bewertungen-im-internet-das-netz-der-luegner-1.1993407
Fällt hier ja verstärkt auf, dass erst ein paar Pseudokommentare geschrieben und anschließend Beiträge, in die "geschickt" ein Werbelink eingeflochten ist, abgesetzt werden. Ich muss auch zugeben, dass dieses Spambeiträge schwieriger zu erkennen sind als die automatisiert erstellten Bot-Postings die es vor ein paar Jahren noch häufig gab. Allerdings auch nur schwieriger und nicht wirklich schwierig. Also macht euch da keine Illusionen liebe Studenten (jaja, nicht nur), zu einer richtig glaubwürdigen Scheinidentität in einem Forum gehört etwas mehr. :)



Haui (der mal wieder anfangen könnte Beiträge zu löschen)



Geschrieben von Hertener am 15.08.2014 um 22:23:

 

Alter Latz! Der Autor von dem Artikel heißt doch tatsächlich "Robert Gast"! großes Grinsen
Warum nennt der sich nicht gleich "Wilfried Troll"? Augen rollen

"Netz der Lügner " - Ja, nee, is klar! dumm



Geschrieben von Haui am 15.08.2014 um 23:13:

 

Ich weiß jetzt nicht was an dem Namen so seltsames ist - immerhin hieß schon eine der Hauptfiguren in Erich Kästners "Pünktchen und Anton" Gast mit Nachnamen, aber gut...

Selbstverständlich sind Bewertungen und Erfahrungsberichte im Internet oft einfach nur Fakes. Das mag in den Anfangstagen der Bewertungssysteme noch anders gewesen sein, heute sind Kundenbewertungen aber eben essenziell für den Absatz eines Produkts. Hohe Ratings, beispielsweise bei Amazon, führen automatisch dazu dass mehr Leute das gleiche Produkt kaufen. Darum wird eben versucht das Produkt möglichst weit vorne zu platzieren. Eine kurze Google-Suche nach z.B. Reputationsmanagement führt einen auch direkt zu Firmen die Dienstleistungen dieser Art anbieten. Das hat sich der Herr Gast also mit Sicherheit nicht nur ausgedacht. Augen rollen



Geschrieben von Hertener am 16.08.2014 um 11:30:

 

Ja, schön, der Herr Gast liest sich halt wie ein Gast-Beitrag. Petzauge

Interessant, dass sich die traditionellen Medien immer wieder genötigt sehen auch über das Internet zu berichten. Zum Beispiel der Focus im Printmedium. Thema Trojaner! So gesehen gestern in der Bahn, bei der Frau die neben mir saß und in eben diesem Medium herum blätterte. Wenn ich Focus oder Süddeutsche wäre würde ich sagen: Hab ich keine Ahnung von - guck mal bei c't etc. yes

Aber nein, jeder muss seinen Senf dazu tun. Das ist ungefähr genauso schlimm, wie irgendwelche bezahlten Produktbewertungen, denn auch der Autor bekommt Geld vom Verlag, und der holt sich das natürlich von der Leserschaft zurück. Der Dumme ist, wie immer, der Verbraucher. Augen rollen

Und eben darum geht es mir auch, wenn ich immer wieder eine höhere Medienkompetenz einfordere. Dass man nicht alles glauben darf, was geschrieben wird, sollte doch jedem klar sein. Dass man aber auch immer hinterfragen sollte, warum etwas geschrieben wurde, scheint dagegen eher in den Hintergrund zu treten. Wie heißt es so schön in der Welt der Nachrichten: Bad news are good news!

Da berichtet man natürlich nicht darüber, dass die Bewertungssysteme dem Käufer eine größere Objektivität vermitteln, unboxing-Videos auf Youtube einen Einblick in Inhalt und Verpackung gewähren (selbst wenn diese von bezahlten Autoren kommen) und Reviews bei einschlägigen Onlinemedien erste Erfahrungs- und Vergleichswerte vermitteln.

Statt dessen pauschalisiert man lieber - "Netz der Lügner" . Ehrlicher wäre es gewesen, wenn man geschrieben hätte: "Onlinebewertungen von bezahlten Autoren infiltriert". Aber das ist ja ohnehin seit langem im Netz bekannt. Eventuell kann man mit solchen reißerischen Schlagzeilen notorische Netzverweigerer als Leser gewinnen, die sich dadurch in ihrer Grundhaltung bestätigt fühlen - böses Internet! motz

Und natürlich wird in den Massenmedien nicht dazu aufgerufen sich aktiv im Internet zu beteiligen. Da wird NICHT vom Mittmachnetz gesprochen. Von den Möglichkeiten, eigene Inhalte online zustellen, über eigene Webseiten. Von den Möglichkeiten, sich in Foren intensiv mit Mitmenschen über gegensätzliche Darstellungen auszutauschen. Von den Möglichkeiten, sich bei Online-Shops, -Auktionshäusern und -Händlern einen Überblick über das Angebot zu verschaffen, Bewertungen der Händler und der Produkte zu recherchieren und Preise zu vergleichen.

Denn: Je mehr Menschen ihre passive, medienkonsumierende Rolle verlassen, umso mehr büßen die traditionellen Medien Publikum ein. Also versucht man sie "bei der Stange" zuhalten. Da bietet man abschließend, oder, wie bei der Süddeutschen, beiläufig, einen "Gefällt mir"-, "1+"-, "Twitter"- und "Artikel empfehlen"-Button an.

Und damit wird ONU wieder dahin entlassen, wo er eigentlich herkommt: In sein soziales Netzwerk. Dort darf er dann davon berichten, was er draußen, in den Weiten des Internets für tolle Entdeckungen gemacht hat und dass es da draußen ansonsten ziemlich böse-böse ist. Als Dankeschön wird das Online-Medium geaddet, und landet zusammen mit dem Süßwarenproduzenten, dem Limohersteller, dem Automobilbauer und dem Lebensmitteldiscounter des Herzens in einem Profil.

So hat die gesamte Werbewelt ihre Zöglinge schön unter Kontrolle und kann sie mit den Informationen versorgen, die sie wirklich benötigen. Dazu noch etwas virales Marketing und mit etwas Glück läßt sich sogar ein Hype generieren, auch wenn dieser nur local begrenzt ist und die eigenen Follower betrifft.

Ich gebe zu, das ist etwas überzogen gezeichnet, aber im Prinzip funktioniert das Spiel so. Mal als kleines Beispiel dafür, wie netzfern ein Onlinebeitrag sein kann, möchte ich hier mal eine Umfrage vom WDR verlinken:

http://www1.wdr.de/themen/panorama/einkaufen-voting100.html

Es geht dabei hintergründig um die Eröffnung des neuen Outlet-Centers in Bad Münstereifel, der komplett in die Altstadt integriert ist.
Da wird unter dem Punkt "Ich kaufe mittlerweile fast alles online." suggeriert: "Das ist nicht so hektisch und viel billiger.".
Aber das stimmt so nicht. Es ist aufwendig aus den vielen Produkten das passende für sich raus zu suchen. Das kostet viel Zeit und man vergleicht nicht nur die beworbenen Produkteigenschaften, sondern informiert sich auch über Erfahrungen anderer Käufer. Und billiger ist es auch nicht immer. Ich stoße bei Amazon immer wieder auf Artikel, die ich woanders günstiger bekomme, und wenn es im Baumarkt um die Ecke ist.
Doch es gibt andere Gründe für den Online-Einkaufsbummel: Ich kann im Schlafanzug shoppen und dabei in Ruhe meinen Kaffee trinken und zwischendurch auf die eigene Toilette gehen. Und ich spare mir die Fahrt und die überhöhten Preise der umliegenden Gastronomiebetriebe. Aber solche Argumente sind natürlich bei einem ÖR wie dem WDR tabu, wenn es hintergründig um das neue Outlet-Center geht. Da muss man dann natürlich raus, in die schöne Altstadt um dort in tollem Ambiente einen Kaffee und ein Stück Kuchen genießen zu können. Und vielleicht findet man auch noch ein paar chice Schnäppchen, die in den ohnehin überfüllten Kleiderschrank passen. Augen rollen

thx 4 reading

Winken



Geschrieben von numbers am 19.08.2014 um 15:39:

 

Ich glaube, vor kurzem gelesen zu haben, dass die großen Anbieter bei Reiseportalen mittlerweile eine Software einsetzen, um gefakte Bewertungen herauszufinden und so dann auch herauszufiltern. Die Trefferquote soll wohl 9 von 10 betragen. Das finde ich enorm.
Aber es ist eben heute so. Ich denke, bei möglichst vielen Bewertungen kann man sich trotzdem ein gutes Bild bilden, ob etwas stimmt oder ob da was beschönigt wurde. Wer so doof ist und sich ohne gesunden Menschenverstand von was beeinflussen lässt, hat es nicht besser verdient. Just my 2 cents...