Scharfe Kritik an den bereits beschlossenen Plänen der EU-Innenminister, entgegen dem Willen des EU-Parlamentes die künftige Passgeneration der 450 Millionen EU-Bürger mit einem digitalen Gesichtsbild und insbesondere mit Fingerabdrücken zu versehen, übten Datenschützer auf der Konferenz Computers, Freedom & Privacy (CFP) in Seattle. "Ich erwarte ein Sicherheitsdesaster, ein digitales Tschernobyl", erklärte Simon Davies, Chef der in London beheimateten Bürgerrechtsorganisation Privacy International auf der Tagung. Der Brite geht dabei davon aus, dass die biometrischen Merkmale über kurz oder lang in einer EU-weiten gemeinsamen Datenbank gespeichert und untereinander abgeglichen werden. Dies biete eine ideale Angriffsfläche für Kriminelle.
Davies begründet seine Skepsis mit den Erfahrungen mit der heftig umstrittenen Gesetzgebung zur Einführung eines nationalen Ausweisdokuments in Großbritannien. Das eigentliche Identitätsdokument, die physikalische Karte, sei dabei "das am wenigsten Wichtige, eigentlich überflüssig". Vielmehr gehe es darum, im Hintergrund "eine der größten Datenbanken in Europa aufzubauen". Sie solle unter anderem sämtliche früheren Adressen des Halters, seine Telefonnummern, eine kurzen Lebenslauf und sonstige dokumentarische Angaben wie Schulzeugnisse enthalten. "Es wird eine Schnittstelle zu allen persönlichen Aktionen", warnte Davies. Neben den Fingerabdrücken verlange die britische Regierung zudem auch ein Abbild der Iris im Pass. Das ganze neue Kontrollsystem werde mit der Schaffung von 27 neuen Straftaten und Geldstrafen bis zu 500.000 Pfund untermauert. Wer die Identifikationskarte beschädige, müsse ferner mit Haftstrafen bis zu zwei oder bei vorsätzlichem Handeln gar bis zu zehn Jahren rechnen.
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