Liebe Gemeinde,
DVB-T kann man auch wunderbar mit Linux genießen. Alles, was wir brauchen, ist ein geeigneter Empfänger, eine Antenne, ein wenig Geduld und einen nicht zu veralteten Kernel.
Schritt 1: Auswahl des geeigneten Empfängers
Wie so häufig legen viele Hardwarehersteller immer noch keinen gesteigerten Wert darauf, auch die Minderheiten glücklich zu machen.
Nach einiger Recherche stand für mich fest: es muß ein USB-Gerät sein, damit ich zwei Rechner bedienen kann (über einen Umschalter für USB-Geräte, so was wie ein umgekehrter USB-Hub).
Entschieden habe ich mich für die
Terratec Cinergy T²
Achtung: USB 2.0 ist hier Pflicht, sonst wird unter Windows kein Bild ausgegeben.
Schritt 2: Auswahl der geeigneten Antenne
Doch doch, Terratec legt eine Antenne bei. Sie ist ungefähr 10 cm lang. Das sagt eigentlich schon alles. In unserem Falle (wir sind in einem Gebiet, wo eine Zimmerantenne noch ausreichen sollte), bekam ich damit exakt keinen einzigen Sender herein.
Zum Glück hatte ich eine Vorahnung gehabt und gleich diese Antenne mitbestellt:
Hama Zimmerantenne mit Verstärker, 00044827 (Nummer auf der Verpackung).
Schritt 3: Einrichten des Systems
Diese Einstellungen müssen im Kernel gesetzt sein:
# Multimedia devices
#
CONFIG_VIDEO_DEV=y
CONFIG_VIDEO_V4L1=y
CONFIG_VIDEO_V4L1_COMPAT=y
CONFIG_VIDEO_V4L2=y
# Digital Video Broadcasting Devices
#
CONFIG_DVB=y
CONFIG_DVB_CORE=y
# Supported USB Adapters
#
# CONFIG_DVB_USB is not set
# CONFIG_DVB_TTUSB_BUDGET is not set
# CONFIG_DVB_TTUSB_DEC is not set
CONFIG_DVB_CINERGYT2=y
CONFIG_DVB_CINERGYT2_TUNING=y
CONFIG_DVB_CINERGYT2_STREAM_URB_COUNT=32
CONFIG_DVB_CINERGYT2_STREAM_BUF_SIZE=512
CONFIG_DVB_CINERGYT2_QUERY_INTERVAL=250
CONFIG_DVB_CINERGYT2_ENABLE_RC_INPUT_DEVICE=y
CONFIG_DVB_CINERGYT2_RC_QUERY_INTERVAL=20
Keine Bange, die allermeisten Distributionen (insbesondere Ubuntu) dürften das bereits im Kernel eingebaut haben. Klarheit verschafft hier die .config des Kernels unter /usr/scr/linux (so müßte der Pfad zumindest in der Regel lauten).
Schritt 4: Einrichtung
Die ist verblüffend einfach. Wenn der Kernel alle notwendigen Einträge aufweist, einfach das Gerät anschließen. Das Gerät MÜSSTE dann unter /dev/dvb zu finden sein:
discworld dvb # ls
adapter0 adapter1
Schritt 5: Abspielsoftware
Natürlich nehme ich dafür XINE, bietet sich ja an.
Xine kann in den neueren Versionen problemlos DVB-T abspielen.
Es muß lediglich im Ordner
/home/vimes/.xine/ eine channels.conf angelegt werden (vimes durch den eigenen Usernamen ersetzen).
Die channels.conf legt fest, auf welchen Frequenzen XINE welches Programm erwartet. Natürlich ist das regional unterschiedlich. Eine Übersicht gibt es hier:
http://www.vdr-wiki.de/wiki/index.php/DVB-T_channels.conf
Danach XINE starten und mit dem Knopf "DVB" ausprobieren. XINE nimmt dann den ersten Eintrag in der channels.conf. Springen kann man über "N" und dort mit up und down bzw. select (keine Ahnung, wie die Einträge auf deutsch heißen).
Wenn XINE etwas davon faselt, daß es keine mrl finden kann, nicht verzweifeln: unter "Einstellungen" und dort "media" nachsehen, dort "Number of dvb card to use" suchen und dort ein wenig spielen. Der Wert sollte 0 sein, eventuell ist er 1. Tipp: Gleich den Haken aus "Remember last DVB channel" rausnehmen. Das macht nur Ärger, wenn ein Sender nämlich XINE zum Absturz bringt (weil das Signal zu schwach ist), startet XINE DVB danach stets mit diesem Sender und friert dann ein.
Und das war es eigentlich auch schon. Seit heute haben wir Fernsehen auf dem PC...
MfG
Vimes